Mario Schatta
zurück zur Übersicht

Leseprobe 1: Was an diesem Konzept ist eigentlich hypnosystemisch?

Keine Sorge, dieses wird keine grundsätzliche Einführung in systemische oder hypnosystemische Therapie und Beratung, davon gibt es schon genug. Wer mag, findet dazu in Gunther Schmidts Buch „Einführung in die Hypnotherapie“, das im Carl-Auer-Verlag erschienen ist, viel Wissenswertes. Einige Schlagworte sollen hier reichen. Ich nutze die Geschichten für eine systematische Aufmerksamkeitsfokussierung auf gewünschtes Erleben. Ganz in dem Sinne: Wie ich fokussiere, so fühle ich. Oder: Zu dem werde ich in meinem Erleben. Dabei beachte ich stets relevante Kontexte bzw. Umwelten, wie diese wohl auf die Geschichte oder

nachfolgende Veränderungen reagieren könnten und welche Auswirkungen das wohl hätte. Doch nichts geht ohne eine gute Beziehung zum Klienten. Nur so können die Kompetenzen des Klienten, die er schon in sich trägt, aber zu denen er vielleicht zurzeit keinen Zugang hat, entdeckt werden. Denn die Ressourcen zur Lösung hat der Klient bereits in sich, ich kann sie weder in ihn einpflanzen noch von außen hinzugeben. Ich kann meine Erfahrung und mein Wissen dem Klienten zur Verfügung stellen, in dem Wissen, dass der Klient ein autopoietisches System ist, der autonom für sich entscheidet, was er von meinen Geschichten und Interventionen als hilfreich erlebt und aufnehmen möchte.

Ich nutze dabei das holistische Prinzip (alles hängt mit allem zusammen) ebenso wie den Perspektivwechsel (das sogenannte Mehrbrillenprinzip). So können immer wieder Betrachtungspositionen eingenommen werden, die neue Erkenntnisse ermöglichen. Geschichten sind glücklicherweise nicht lineal-kausal, sondern an ihnen können Wechsel wirkungsprozesse gut verdeutlicht werden. Geschichten können auf spielerische Art und Weise genutzt werden, damit der Klient für sich zieldienliche Informationen und Sichtweisen installieren kann. Willentlich bewusstes und unwillkürlich unbewusstes Erleben kann durch Geschichten in gute Kooperation gebracht werden, dadurch werden Klienten in zunehmendem Maß Selbstgestalter ihres Erlebens, bekommen erneut Zugang zu ihren bereits vorhandenen Kompetenzen. Uns Therapeuten, Coaches oder Supervisoren aber führt das immer wieder in eine bescheidene und neugierige Haltung, uns, dem Klienten und dem Prozess gegenüber.

Geschichten schaffen neue Möglichkeits- und Wirklichkeitskonstruktionen und machen deutlich, dass Widersprüche zum Leben dazu gehören und sogar genutzt werden können, um ein gewünschtes Erleben zu ermöglichen.

Na, wenn das nicht hypno und systemisch ist!